- Geschrieben von: Super User
Inzwischen ist seit unserer Ankunft einige Zeit vergangen und wir konnten uns einen Eindruck davon machen, wie dieses Land und die Menschen hier „ticken“. Während Julias Kulturschock auf Grund von Erfahrungen in Afrika eher gering ausfiel, musste Nina schon ein paar Mal mehr schlucken. Chaotisch, verrückt, dreckig, Gestank, Hilfsbereitschaft, Menschenmassen, laut...das sind die Worte, die einem hier als erstes einfallen.
Es ist schon verwunderlich, dass man sich in Deutschland doch mehrmals überlegt, ob man gerne in einem Geburtshaus arbeiten möchte. Das liegt neben dem finanziellen Aspekt doch viel mehr am Risikoaspekt. Das wurde uns erst letzte Woche bewusst, als wir eine sehr langwierige, risikoreiche Geburt begleiteten und diese als Team zusammen mit der Mutter gut meisterten. Es bedarf weniger einer langen Berufserfahrung als viel mehr Selbstsicherheit und –vertrauen und ziemlich wahrscheinlich einer guten Ausbildung, wenn man hier arbeitet. Und genau das versuchen wir den indischen Schwestern hier zu übermitteln, indem wir sie unterrichten, mit ihnen zusammen arbeiten und Fachwissen und Erfahrung weiterreichen. Zurück bekommen wir unheimlich viel Dankbarkeit in Form von Worten und Gesten. Das gleiche gilt für die Familien. Hände schütteln (was hier keine Normalität ist), kleine Verbeugungen und Küsse auf die Stirn ehren uns sehr.
Erst gestern haben wir Eltern mit ihrem neugeborenen Sohn nach Hause gebracht. Traditionell bleiben Mutter und Kind nach der ersten Geburt für eine Weile im Elternhaus der Mutter und werden dort gleich bei Ankunft mit einer Segnung begrüßt. Ein Gebräu aus Wasser und Gewürzen auf dem ein Blatt schwimmt, welches entzündet wird und dann mehrmals über die Köpfe der kleinen Familie geschwenkt wird, soll böse Geister fernhalten und Glück bringen. Zum Schluss bekommen Mutter, Vater und Kind jeweils einen Tropfen auf die Stirn gestrichen. Gestern hatten wir die Ehre, Teil dieser traditionellen Begrüßung zu sein und wurden auch gesegnet. Auch verlassen wir kaum ein Haus ohne mit gutem Gebäck und viel zu süßem Kaffee versorgt worden zu sein. Die Menschen hier haben nicht viel und doch teilen sie, wo sie nur können.
Obwohl arrangierte Hochzeiten immer noch weit verbreitet stattfinden, haben wir bisher den Eindruck, dass eine gewisse Stimmigkeit, Zusammenhalt und ein richtiges Familienleben in den meisten Familien doch vorhanden ist. Unsere Kollegin Daniela hat uns diesbezüglich aber auch schon von ganz anderen Erfahrungen berichtet.
Wir haben noch eine lange und voraussichtlich ereignisreiche Zeit vor uns und freuen uns darauf, hoffentlich Spuren zu hinterlassen.
Nina Falk
- Geschrieben von: Super User
Eingestellt für Heidrun Wießner
Monatsbericht Juli 2012
Nach der Abreise der deutschen Hebamme U. Michel und der Gynäkologin Frau Dr. Horter-Weber hatte Hebamme Daniela mit dem indischen Team alle Hände voll zu tun. Zwei Jungs erblickten im Juli das Licht der Welt, zahlreiche Hausbesuche zur Nachsorge folgten und im MHC war stets eine Reihe von Schwangeren zur Vorsorge, so dass sogar " Warteschlangen" entstanden. Aus Dankbarkeit wurde Daniela von einem Elternpaar wieder zu einer Tauffeier eingeladen. Der Täufling kam noch mit Hilfe von Hebamme Ursula Michel zur Welt und erhielt deshalb als Zweitnamen den Namen Ursula. Eine besondere Herausforderung für das Team war eine mit Zwillingen Schwangere. Da diese unter erheblicher Blutarmut litt, wurde sie zur Entbindung nach Pondicherry gebracht. Sehr fürsorglich besuchte Daniela sie dort im Hospital. Die Zwillinge - ein Mädchen und ein Junge - kamen sehr untergewichtig zur Welt. Obwohl sie kaum 1300 g auf die Waage brachten, wurden sie bereits nach einer Woche nach Hause entlassen. Da die Versorgung der Zwillinge zu Hause sehr schwierig war und die Mutter weiterhin an Blutarmut litt, nahm Daniela Mutter und Babies im MHC auf. Dort werden sie nun bestens versorgt, so dass sie täglich an Gewicht zunehmen. Daniela selbst spendete Blut für die Wöchnerin, welches dieser im MHC transfundiert wurde. Daniela leistet hervorragende Arbeit im MHC. Der Präsident der PMD (indischer Projektpartner) fasste ihre Arbeit sehr treffend folgendermaßen zusammen:"We all are very proud of Mrs. Daniela and her service in MHC, with the spirit of Christ like mother Teresa." Die indische Ärztin Dr. Annie und Mr. Anbarasu als Organisator unterstützen das Team sehr.
In Deutschland konnten in der Zwischenzeit Hebamme Nina Falk, Julia Hartmann und Verena Schurr bestens durch Hebamme Hanka John und Dr. Wolfgang Donné ( beide sind die Projektverantwortlichen in Deutschland) für ihren Einsatz ab September 2012 vorbereitet werden. Hanka John und Dr. Donné organisierten auch in Indien benötigte Materialien fürs Reisegepäck der Anreisenden.
Helmut und Heidrun Wießner
- Geschrieben von: Super User
Liebe Freunde und Wegbegleiter!
Als aufmerksamem Leser der aktuellen Informationen ist Ihnen sicher aufgefallen, daß die letzten aktuellen Beiträge in erster Linie von Heidrun und Helmut Wießner verfaßt sind, die die Informationen aus Anaiyeri gebündelt reproduzieren. Mein Juni-Beitrag, der spät kommt, wie Sie das kennen, ist der vorläufig letzte Direkt-Bericht; unsere Aufenthaltsgenehmigungen sind abgelaufen. Hanka und ich sind mit Junibeginn somit zum letzten Mal zusammen nach Indien aufgebrochen, um zum einen das MHC zu versorgen und zum anderen Abschied zu nehmen von Pondicherry. Das Ende eines Abschnitts. Oder eine weitere Stufe...
Die Menschen um uns sind uns halt schon sehr ans Herz gewachsen - und wir ihnen. Und wie sich alle gefreut haben, uns wieder zu sehen! Die Blumenfrau, die uns zur Brautweihe ihrer dreizehn-jährigen Tochter einlud, die Nachbarn, der Altwarenhändler, der immer strahlte, wenn er uns sah und Chendrika, Vasudev, Arienne und Asmin und die Eltern. Freunde eben.
Einige Tage nach unserer Ankunft fuhren wir in Begleitung von Alexandra und Daniela ins MHC, wo wir von allen begrüßt wurden als wären wir eben mal kurz weg gewesen. Wir haben sämtliches Mitgebrachtes installiert. Das Narkosegerät und die Rea-Einheit arbeiten mit Reglern der Firma Heinen&Löwenstein nunmehr störungsfrei. Hanka hat mit Daniela und Alex letzte Hand an die Ausstattung gelegt. Und es wurden viele Gespräche geführt, um Hintergründe zu verstehen und die Organisation des MHC optimieren zu können.
Am 12-06, Hankas Geburtstag, wurde das MHC erneut inspiziert, ziemlich genau ein Jahr nach der ersten Überprüfung, die erhebliche Verwerfung nach sich zog. Diesmal schien der persönliche Assistent (PA) der Amtsärztin zufrieden zu sein mit dem MHC. Daß so viele Deutsche sich dieser Aufgabe annehmen, hat ihn zusätzlich beeindruckt. Somit sind alle guter Hoffnung auf die Anerkennung durch die Regierung. Diese Hürde ist entscheidend für den erwarteten Erfolg des Projekts.
Das Weggehen fiel schwer. Am Tag vor der Abreise wurden die verbliebenen Einrichtungsgegenstände nach Anaiyeri abtransportiert. Die Schlüssel dem Eigentümer des Hauses übergeben, Höflichkeiten und Geschenke ausgetauscht – eine kurze Umarmung - ; der Taxifahrer war pünktlich.
Somit ist dieser Abschnitt abgeschlossen. Mit Wehmut und vielen Erinnerungen…
Bleiben sie uns verbunden!
Ihr Dr. W. Donné
P. S.: Mit Daniela Nedogoda, die ihre Sache im MHC sehr gut macht, stehen wir in engem Kontakt. Unter Fotos 2012 Juni sind Bilder. Und ohne sich bei facebook anmelden zu müssen, kann man zeitnah die Entwicklungen verfolgen unter http://www.facebook.com/Pirappu
- Geschrieben von: Super User
Begeistert war unser deutsches Hebammenteam über die fünfwöchige Unterstützung durch eine schweizer Hebammenpraktikantin und der deutschen Ärztin Frau Dr. Horter- Weber, die als Seniorexpertin über SES unserem Projekt zur Verfügung stand. Durch wöchentliche Besuche in den umliegenden Dörfern wird den Schwangeren die Arbeit der Geburtshilfestation bekannt gemacht. Sehr interessiert und aufmerksam folgen die Schwangeren den Ausführungen unserer Hebammen zu Schwangerschaft und Geburt. Viele Kinder und Männer lauschen neugierig an den offenen Fenstern und nehmen so an den sehr gut besuchten Veranstaltungen teil. Durch Blutdruckmessen und einfache Untersuchungen werden die Schwangeren mit den Hebammen vertraut. Erfreulicherweise erscheinen viele dieser Frauen zu den Vorsorgeuntersuchugen in die Geburtshilfestation, so dass sich mittlerweile das Wartezimmer sehr farbenfroh füllt. Frau Dr. Horter- Weber und das Hebammenteam führten viele Ultraschalluntersuchungen, viele Vorsorgeuntersuchungen durch und besuchten ein im MHC neugeborenes zur Nachsorge zu Hause.
Unsere indischen Schwestern sind sehr lernfreudig, höchst motiviert und arbeiten als gutes Team mit den deutschen Hebammen zusammen. Immer wieder leisten sie gerne Überstunden, kommen sogar samstags zum Dienst und versuchen sich eifrig an einzelnen Wörtern der deutschen Sprache.
Unser indischer Partner Anbarasu organisiert hervorragend die meetings in den Dörfern,transportiert die Schwangeren zu den Vorsorgeuntersuchungen, bringt Risikopatientinnen mit der Ambulanz in ein größeres weiter entfernt liegendes Hospital und fungiert als Hausmeister. Auch seine Frau Dr. Annie leistet hervorragende Übersetzungsdienste und bringt sich stundenweise als Ärztin in die Arbeit mit ein.
Um ernährungsbedingte Mangelzustände der Schwangeren zu beheben, erhalten die Schwangeren kostenlos Obst und einen besonderen Tee nach den Vorsorgeuntersuchungen.
Die Schwangeren zeigen große Dankbarkeit und Offenheit für diese medizinische Versorgung. Besonderen Ausdruck wurde dies dadurch verliehen, dass unsere deutsche Hebamme Daniela Patin bei der im MHC geborenen kleinen "Daniela" wurde und unser Team zur Tauffeierlichkeit eingeladen wurde. Immer wieder erfährt unser deutsches Team auch die indische Gastfreundlichkeit: so wurden sie zur Familienfeierlichkeit einer indischen Schwester eingeladen, mit Blumen geschmückt und mit indischen Köstlichkeiten bewirtet.
Mitte Juni besuchte ein indischer Inspektor unsere Geburtshilfestation. Durch diese Inspektion soll eine staatliche Anerkennung unserer Geburtshilfestaion erlangt werden. Diese ist Voraussetzung dafür, dass unser MHC (Maternitity Health Centre) staatlich unterstützt wird und die Schwangeren bei einer Geburt im MHC ein staatliches Fördergeld von ca. 200 Euro erhalten. Der Inspektor reichte die Ergebnisse seiner Inspektion an die zuständige Amtsärztin weiter und machte Hoffnung auf die erwünschte Anerkennung.
Ende Juni musste uns unsere deutsche Heabmme Frau Ursula Michel leider aus gesundheitlichen Gründen verlassen. Wir sind ihr dankbar für ihre Unterstützung und Mitarbeit über drei Monate hinweg.
Die deutsche Hebamme Daniela wird nun bis Anfang August alleine mit dem indischen Team die Arbeit vor Ort weiterführen. Dann wird sie Unterstützung durch zwei weitere deutsche Hebammen und einer Medizinpraktikantin erhalten.
Helmut und Heidrun Wießner
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Monatsbericht Mai 2012
Seit Mitte März konnten sich unsere beiden deutschen Hebammen Daniela Nedogoda und Ursula Michel in der Geburtshilfestation in Anaiyeri sehr gut einarbeiten. Die ersten sechs Wochen wurden für viel Organisatorisches und sowohl praktisches als auch theoretisches Training der drei indischen Hebammen benötigt. Sehr interessiert und motiviert bringen sich unsere indischen Schwestern: Mary- Agnes, Devi und Manimohzi ein und arbeiten gerne mit unserem Team zusammen. Seit Anfang Mai ist die Geburtshilfestation Anlaufstelle für sehr viele Schwangere. Gerne nehmen die Frauen aus den umliegenden Dörfern von Anaiyeri das medizinisch sehr hochwertige Angebot der Schwangerenvorsorge an und schätzen sehr, dass sie mit so viel Liebe und Wertschätzung behandelt werden. Drei Frauen mussten in der Anfangszeit aus medizinischen Gründen in andere Kliniken zur Entbindung verlegt werden, wurden aber danach zur Nachsorge zu Hause betreut. Der Organisator und Hausmeister unserer indischen Partnerorganisation PMD, Mr. Anbarasu, kümmert sich sehr engagiert darum, dass die Schwangeren zur Vorsorge in unsere Geburtshilfestation gebracht werden, organisiert Transporte mit der Ambulanz in andere Kliniken und bringt unser Hebammenteam zur Nachsorge in die Nachbardörfer.
Da eine große Anzahl der Schwangeren eine ernährungsbedingte Anämie aufweisen, werden die Schwangeren regelmäßig einbestellt, um Obst, Kräuterbluttee und Eisensubstitution per Tabletten zu erhalten. Erfreulicherweise stellten sich rasch Erfolge ein.
Die indischen Frauen nehmen mit Begeisterung die Hilfe unserer Station an. Ihren Dank drückte eine Mutter darin aus, dass unsere deutsche Hebamme den Namen des Neugeborenen aussuchen durfte- so gibt es nun in der Umgebung von Anaiyeri eine kleine Anna- Sophia.
Seit 18. Mai 2012 konnte unser Team durch die deutsche Ärztin Frau Dr. Horter-Weber (eine Senior Expertin von SES) und Alexandra, einer Praktikantin aus der Schweiz verstärkt werden. Beide sind eine wertvolle Unterstützung für unsere beiden Hebammen, um die zahlreichen Aufgaben bei zur Zeit enorm hohen Temperaturen von über 40 Grad, zu erfüllen.
Unzählige Vorsorgeuntersuchungen und Nachsorgeuntersuchungen in den Hütten finden statt. Außerdem organisiert Mr. Anbarasu wöchentliche Kampagnen in den Dörfern, bei denen unser Team Vorsorgeuntersuchungen an Schwangeren durchführt, um die Schwangeren zu informieren. Ebenso finden zweimal wöchentlich in der Geburtshilfestation "Meetings" für Kinder zur Hygieneerziehung statt.
So wurde auch ein check-up für Babys in der Station organisiert.
Besonders freuten wir uns über die erst kürzlich stattgefundene Geburt in der Geburtshilfestation. Es ehrte unsere Hebamme Daniela sehr, dass die indischen Eltern ihr Baby "Daniela" nennen.
Wir freuen uns sehr, dass unser Hebammenteam für jeweils 6 Monate vor Ort bleibt (danach reist das nächste Team ein) und zeitweise durch eine/n Gynäkologen/in unterstützt werden kann.
Weiterhin sind wir vor allem auf der Suche nach einer/m Gynäkologin/en, die unser Hebammenteam unterstützen.
Wir möchten diesen Bericht mit einem Zitat einer unserer Hebammen schließen:
" Es war eine beeindruckende Leistung, dieses Projekt zu initiieren und so weit zu bringen. Hut ab, allen Beteiligten".
Wir hoffen, durch viele Spenden das Angebot unserer Geburtshilfestation ausweiten zu können und den Schwangeren aus diesen ländlichen, sehr armen Gebieten Südostindiens zum Segen zu werden.
Heidrun Wießner